Horseshoe Bend

Regen. In Arizona!

Also eigentlich wollten wir ja zuerst den Grand Canyon besuchen und danach den Antelope. Aber weil wir uns nicht entscheiden konnten und uns nicht klar war, dass die entsprechenden Trips oft ausgebucht sind, haben wir für gestern nix mehr gekriegt für den Grand und sind dann also doch zuerst zum Antelope.

Und für heute war auch nur noch der Trip um 8 Uhr morgens verfügbar. 8 Uhr. Morgens. Mit Check-In 45 Minuten vorher plus ein paar Minuten hinfahren, hiess also um 7 Uhr unsere Bude verlassen und das wiederum hiess, um 6 Uhr aufstehen. Um 6 Uhr! Morgens! Ich.

Was tut man nicht alles.

Letzte Nacht hatten wir hier „potential thunderstorms“ – die waren nicht potential, die waren mächtig! Holy Moly hat das gekracht heut Nacht. Und dazu Sturmwind, dass ich dachte, die Hütte fliegt weg. Das Haus unseres Gastgebers ist wirklich hübsch und liegt in einer sehr hübschen ruhigen Strasse, aber es ist aus Holz gebaut und rappelt und klappert halt, wenn so ein Wind geht. Ausserdem sind die Temperaturen gefallen. Extrem. Auf der Fahrt von Las Vegas hierher hatten wir teilweise 92°F (das sind gut 33°C) und heute waren es zeitweise nur 44°F (gerade mal 7°C !!). Und Regen. In Arizona! Und wir mussten (ok, wollten) um 7 Uhr raus und mit einem Boot den Colorado rauf fahren.

Aber was tut man nicht alles.

Wir hatten bei „Wilderness River Adventures“ einen „Horseshoe Bend Rafting Trip“ gebucht, also eine Bootsfahrt auf dem Colorado durch den Grand Canyon um den Horseshoe Bend rum. Das ist eine scharfe Biegung (270°), die der Fluss an einer dadurch berühmt gewordenen Stelle macht. Los gings also um 8 Uhr morgens mit dem Bus von Page zu „Lees Ferry“. Das ist die Stelle, an der vor 150 Jahren John D. Lee eine Fähre eingerichtet hatte – damals die einzige Möglichkeit, den Colorado zu überqueren und damit von Utah nach Arizona zu kommen (oder umgekehrt). Und auch heute noch ist das die einzige Stelle, an der man mit dem Auto (bzw. dem Bus in unserem Fall) an den Fluss ranfahren kann. Überall sonst sind die Schluchten einfach zu steil.

Dort angekommen sind wir in die Schlauchboote geklettert und dann gings auch schon los. Etwa 15 Meilen den Colorado flussaufwärts bis hinter den Horseshoe Bend zu den „Petroglyphs“ (Steinzeichnungen). Das sind Geschichten, die Menschen vor ca. 6.000 Jahren in den Felsen geritzt haben. Irgendwelche Spacken haben da leider jüngst ihre Initialen und Herzchen daneben gekritzelt, aber faszinierend ist es trotzdem immernoch.

Während der Fahrt flussaufwärts fing es dann auch wieder an zu regnen und obwohl wir Regenjacken angezogen hatten, waren wir bald volkommen durchnässt. Der Wind tat ein Übriges und so wurde es zunehmend saukalt. Gesehen haben wir wegen der Wassertropfen auf den Brillen auch bald so gut wie nix mehr.

Aber was tut man nicht alles?!

Und war es grossartig!
Ich war da ja schonmal vor 37 Jahren – genau genommen bin ich damals mit einem kleinen ein-motorigen Flugzeug über den Canyon geflogen. Das war schon cool, aber das heute war der Hammer! Unfassbar ergreifend, mächtig, Ehrfurcht einflössend und wunderschön. Da fährst du mit einem Schlauchboot durch eine Schlucht, die der Fluss in 200 Millionen Jahren in den Fels gegraben hat. 200.000.000 Jahre!!! Selbst die Dinosaurier sind da nur eine kurze Episode und haben eine kleine Sedimentschicht mitten in den Felsen hinterlassen. An manchen Stellen ist der Höhenunterschied zwischen Wasseroberfläche und „Rim“ (obere Kante der Felsen) 1000 Fuss, also gut 300 Meter. Die Dinosaurierschicht ist an der dicksten Stelle gerade mal 10 Fuss, also 3 Meter.
Der Colorado hat als Rinnsal angefangen und jetzt ist das eine 300 Meter tiefe und ebenso breite Schlucht im roten Felsgestein. 200 Millionen Jahre. Hammer.

Durchgefroren und ausgepowert aber voller Eindrücke und Ehrfurcht sind wir knapp 6 Stunden später wieder „zuhause“ angekommen. Haben uns einen Tee gemacht und mit der Katze ins Bett gekuschelt. Eigentlich wollten wir nochmal in den Hot Tub, aber es regnet immernoch. Und es ist saukalt. In Arizona!

Morgen gehts ins Monument Valley. Dafür war eigentlich schönes Wetter und klarer Himmel (zum Sternegucken) geplant, aber im Reisebüro hat wohl jemand gepennt. Naja, ich freu mich trotzdem auf das Erdhaus. Und Elvis …


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