Achtung, Nackenstarre!

Diese Farben, dieses Licht! Rotbraungoldene Felswände, oben der blaue Himmel, mal gleißend hell, dann wieder dunkle Parts, und man kann hindurchlaufen: Ich hab den Mund nicht zugeriegt, die ganze Zeit mit dem Kopf im Nacken nach oben gestarrt und gefühlt Millionen von Bildern gemacht. Dazu der Sand in der Luft (und in der Nase, aber egal), machen die Stimmung unwirklich schön… Das ist der Antelope Canyon, gelegen auf Navajo-Land und mitten in der eh schon unglaublichen Landschaft in der Nähe des Grand Canyon. Auch wenn man eine Menge Geld dafür bezahlt, dass man am Ende doch selbst laufen muss: Die geführten Touren lohnen sich. Noch mehr, als wir gedacht hatten. Dafür sind wir extra nach Page gekommen und wir haben uns extrem drauf gefreut. Aber welchen sollten wir besuchen? Es gibt den Upper und den Lower Canyon.

Wir hatten uns für den Upper Canyon entschieden – der hat eindeutig weniger Treppen. Damit bin ich ja erstmal durch… Sehenswert sollen sie allerdings beide sein. Nachdem wir uns gegen Mittag noch ein Frühstück in einem nahegelegenen Walmart organisiert hatten, sind wir erstmal meilenweit aus Page rausgefahren, zum Startpunkt der Geschichte. Dort wurden wir auf vier Minibusse verteilt – und zurück ging’s wieder meilenweit Richtung Page. Auf halber Strecke sind wir dann auf Navajo-Land abgebogen, und da ging die wilde Fahrt dann los. Sie hatten auf der Website vor „bumpy roads“ gewarnt, aber DAS war nah an Rollercoaster. Naja, zwei Attraktionen zum Preis von einer. 😉

Nate, unser Guide, gab erst eine Sicherheitsunterweisung, ging auf die Entstehung der bizarren Formen ein (das hatte beides mit sehr viel Wasser, reißenden Flüssen und Springfluten bei Monsunregen zu tun) und befehligte uns dann von Fotospot zu Fotospot. Und hallo, so erschloss sich die ganze Pracht in einer weiteren Dimension. Einfach rumguckenderweise wären wir schon geflasht gewesen, aber „Stand here, take a photo up here, see this, look there“ – diese Schönheit war kaum zum Aushalten. Rasant geformte Felsnasen, die je nach Perspektive ein anderes Bild ergaben, Licht, das von oben herabfiel und die vielgerühmten Lichtspots ergab, der knallblaue Himmel vor dem rötlichen Sandstein – was für eine Kathedrahle! Und immer wieder Nate, der uns weitere Stellen zeigte, auf Bäume hinwies, die sich zwischen die Felsen klammerten, und voller Stolz Fotos zeigte, die er bei idealen Lichtbedingungen zu einer Idealen Jahreszeit (und mit idealem Equipment) aufgenommen hatte. Ich glaub, er mag den Ort …

Wir hatten nicht die Hauptzeit (später Vormittag) erwischt, sondern waren am späteren Nachmittag da, und auch die Jahreszeit ist nicht ideal, aber das machte wirklich nichts. Wir waren so beeindruckt, und ich brauch echt ne Speichererweiterung im Hirn, wenn das so weitergeht. Was für ein Anblick! Wir sind superfroh, dass wir die Tour gemacht haben (und dass wir noch so kurzfristig eine bekommen haben). Merke: Rechtzeitiges Vorbuchen ist jetzt nicht so eine ganz blöde Idee …

Die Zeitverwirrung hörte übrigens auch heute nicht auf. Das Navi sagte uns irgendwas von „Ziel in einer anderen Zeitzone“. Das habe ich dann mal lieber mit einem Anruf beim Veranstalter mit Uhrenvergleich überprüft. Vorm Antelope Canyon war’s dann auch noch brav Arizona-Zeit, Im Canyon selbst Utah-Zeit (oder Navajo-Zeit? Jedenfalls ne Stunde später). Und draußen wieder Arizona-Zeit. „Triff mich bei Sonnenuntergang am großen Baum, wenn die Blätter bunt werden“ klingt da plötzlich nach einer ziemlich präzisen Zeitangabe.

Ach, wir haben jetzt übrigens eine Katze. Also mitgemietet. Die gehört wohl zur gesamten Straße und ist sehr neugierig, sehr fordernd und sehr süß. Heute Mittag hat sie sich erstmal auf unserem Bett zusammengerollt und gepennt. Netterweise am Fußende, so dass ich als Katzenhaar-Allergikerin eine reelle Chance habe, das zu überleben. Aber das war schon sehr putzig … Jetzt gerade steht sie wieder vor der Tür und fordert Einlass. Sorry, Kleine, jetzt nicht. Wir haben noch eine Verabredung mit dem Hot Tub. Let’s get schrumpelig!


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