Nun, es war ja irgendwie zu erwarten. Und es wäre auch schade, wenn das nicht so gewesen wäre. Und gefreut hatten wir uns beide drauf. Aber ich sag mal ganz vorsichtig und mit aller Zurückhaltung, die ich aufbringen kann: HEILIGES KANONENROHR, DAS IST JA MAL DER PURE WAHNSINN, VERDAMMT NOCHMAL!
Genau. Wir sind heute mitten im Big Apple aus dem Bus gepurzelt. Ich hab das allererste Mal New Yorker Luft geatmet und stand mit offenem Mund staunend auf irgendeiner Avenue. Um uns herum das pralle Leben, und die große Stadt zeigte sich im allerschönsten Sonnenlicht. Ich bin verliebt! Etwas gestört wurde unsere zarte Dreierbeziehung – New York, Susanne und ich – durch diese extrem penetranten Ticketverkäufer für Touristen-Busse, die einem wirklich alle zwei Meter was andrehen wollten, aber da muss man durch. Ich arbeite noch an meinem „Ich kenn mich hier aus, ich brauch den Scheiß nicht“-Blick. Montag, wenn wir weiterreisen, kann ich ihn wahrscheinlich…
Natürlich machen wir als Touris auch Touri-Dinge. In unserem Fall erstmal eine Bootstour zu den wichtigsten Landmarks. Unter anderem zum East River & nach Brooklyn mit Blick auf die wunderbare Skyline von Manhattan und ein Meet & Greet mit Lady Liberty. Wir sind nur dran vorbeigeschippert, aber der Anblick war einfach … erhaben.
Kaum an Land, hatten wir es eilig, zur eeeeetwas knapp getimten nächsten Station zu kommen: Eine Kutschfahrt durch den Central Park. Eigentlich war der Plan, NICHT so viel zu laufen (und das dem Pferd zu überlassen). Das hat ja mal super funktioniert: Um pünktlich an den vereinbarten Treffpunkt zu kommen, sind wir im Stechschritt die 7th Avenue rauf. 18 Blocks – von der 42. bis zur 60. Strasse! Ich erinnere an den ersten Absatz: Diese Stadt ist verdammt groß. Und die Wege entsprechend lang. Mein erstes Mal auf dem Time Square hatte ich mir auch anders vorgestellt; jedenfalls nicht nahezu joggend.
Wie auch immer: Am Ende waren wir pünktlich und definitiv warmgelaufen, haben mit Hilfe seiner Konkurrenz den richtigen Kutscher gefunden und uns von Adam und seiner vierbeinigen Mitarbeiterin Madison durch den Park fahren lassen. Der ist an einem sonnigen Oktobertag wie heute verdammt schön – und durch die ganzen Filme, die dort spielen, merkwürdig vertraut. Anschließend sind wir noch ein wenig durch den südlichen Teil spaziert und haben Literary Walk & Co. auf uns wirken lassen. Wunderschön und nur zu empfehlen, um den Kopf frei zu kriegen. Deshalb ist dieser Stadtpark – und nichts anderes ist der Central Park auf eine weltbekannte Art ja – so beliebt bei den New Yorkern. Die Wolkenkratzer drum herum sind teuer, sicher luxuriös und völlig verrückt (wer will eigentlich wirklich im 98. Stock oder so wohnen?), aber so ein bisschen Grünfläche tut ja schon gut.
Und es gibt Hörnchen. Jede Menge Hörnchen, die einem quasi direkt vor den Füßen herumturnen. Auch die Spatzen sind überraschend tiefenentspannt. Muss man vielleicht auch sein als Bewohner der coolsten Stadt der Welt.
Sicherlich braucht man auch als Mensch Ellbogen, um hier klarzukommen. Was wir aber nach gerade mal 24 Stunden festgestellt haben: Viele Einheimische hier sind super hilfsbereit und freundlich. Nicht jeder konnte uns helfen, als wir nicht weiterkamen, aber die meisten haben es versucht. Was jetzt schon wieder passiert ist? Nix Wildes, aber uns fehlte einfach der Durchblick. Auf unserem Weg in die große Stadt sind wir voller Tatendrang in den Bus gestiegen, haben mit unserer New-York-Bezahlversion „OMNY“ gewedelt – und sind gescheitert. Gilt hier nicht: Andere Stadt, anderer Anbieter, anderes Tarifgebiet. Hätte man als Deutsche ja drauf kommen können… Retter in der Not war diesmal ein sehr freundlicher Mitpassagier, der uns mit Engelsgeduld geholfen hat, die richtige App zu finden. Der Busfahrer ist schonmal weitergefahren – freundlicherweise mit uns. Im Vertrauen, dass wir das noch hinkriegen mit dem Bezahlen. Als wir die Tickets dann endlich hatten, war unser heutiger Retter so in Fahrt, dass wir mit einem Sack voll Insiderinfos ausgestiegen sind, die er direkt in unsere Handys eingetippt hatte. Seine Sitznachbarin stieg dann auch noch ein, so dass wir jetzt leeeeiiider nochmal herkommen müssen, um dann alles abzuarbeiten an Tipps.
Erkenntnis des Tages: Es lohnt sich, nicht komplett ideal vorbereitet zu sein. Oder zumindest ein paar Sollbruchstellen im Plan einzubauen. Ja, ok, Schwachstellen. Wir wussten es an der einen oder anderen Stelle halt nicht besser. Aber am Ende haben wir mehr erfahren, als wir bei perfekter Vorbereitung mitbekommen hätten. Sonnige Begegnungen an einem sonnigen Tag inklusive.
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